Mittwoch 22.6.2022
„In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über Dinge,
Mark Twain
die du nicht getan hast als über Dinge, die du getan hast.
Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen.
Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche.
Träume.“
Heute ist es soweit – in ca. 2 Stunden fährt Tina mit dem Taxi los, holt mich und meine 2 großen Koffer ab und wir fahren nach Steinwerder zum Cruise-Terminal um auf der Queen Mary 2 einzuchecken.
Kerstin kommt direkt aus Berlin mit dem Zug und fährt dann ebenfalls mit dem Taxi zum Terminal.
Das war eigentlich anders geplant, aber Kerstin hat sich eine dicke Erkältung eingefangen und wollte gestern Nacht noch zuhause bleiben. Ursprünglich wollte sie gestern schon zu mir kommen.
Gestern war bis jetzt der spannendste Tag unserer, noch nicht mal angetretenen, Reise: der Covid-Test stand uns allen bevor. Schon die ganze Woche waren wir nervös, testeten uns ständig, trugen überall Maske. Das war anstrengend, aber wir wollen ja unbedingt die Reise antreten. Und am Abend vorher hatten wir dann alle unseren Test mit Negativen Ergebnis in der Hand – Puh…
Unsere Eincheck-Zeit beginnt um 14:15 Uhr, so konnte ich heute morgen alles entspannt angehen. Auch mal ganz schön, nicht in der Nacht aufstehen zu müssen, um in Hektik zum Flughafen zu fahren.
Jetzt heißt es warten…
Tina hat mich mit dem Taxi abgeholt und wir haben meine 2 Koffer und mein Handgepäck eingeladen. Mit soviel Gepäck sind wir noch nie gereist. Aber auf dem Schiff wird abends festliche Kleidung erwartet. Und wir haben uns dafür mal alle Kleider und Geschmeide, die wir so hatten, zurecht gelegt und eingepackt.
Der Taxifahrer fuhr uns dann bei strahlendem Sonnenschein durch Hamburg und über die Köhlbrandbrücke (immerhin die zweitgrößte Strassenbrücke Deutschlands) in den Hafen. „Da ist sie“ Tina sah die Queen Mary 2 zuerst in Steinwerder am Terminal liegen. Und die Schlangen beim einchecken. Wir gaben unsere Koffer ab und warteten auf Kerstin die ja aus Berlin kam. Dabei gingen wir etwas um den Terminal herum, denn das Schiff haben wir tatsächlich immer noch nicht in Gänze gesehen. Der Terminal verdeckt es und wir konnten nur durch einen Zaun den Bug der Queen Mary 2 sehen.
Während wir da so standen, sprang Kerstin plötzlich vor uns – wir hatten zwar in jedes ankommende Taxi geguckt, sie aber gar nicht gesehen.
Wir stellten uns in die Schlange zum einchecken an. Ein junger Mann kontrolliert unsere Boarding Pässe und schickte uns zu einem anderen Eingang. Hier wurden wir als erstes nach unseren Covid Test gefragt und die Gesundheits-Fragen, die wir ja schon online auf der Cunard-Website beantwortet hatten, wurden nochmal abgefragt




Dann ging es in die eigentliche Schlange zum Check in.
Und wir warteten. Und gingen etwas vorwärts. Und warteten. Und es ging wieder etwas vorwärts… 2 Stunden dauerte es, bis wir endlich vor einem Check in Mitarbeiter standen. Dabei hatten wir ja schon alles im Internet ausgefüllt und elektronisch eingecheckt… aber, wie uns dann nach 2 Stunden warten, eine junge Dame sagte, hatten sie Probleme mit dem Internet.
Endlich ging es weiter und unsere Boarding-Pässe wurden mit den Angaben, die wir online auf der Cunard-Website (mit login auf die persönliche Reise) gemacht hatten und dem Esta-Antrag (es ging ja nach Amerika) verglichen. Warum man dafür das Internet brauchte, hat sich uns nicht erschlossen. Wir durften weiter durch die Handgepäck-Kontrolle, die wie auf einem Flughafen aufgebaut war. Anschließend gab es eine Passkontrolle durch den deutschen Grenzschutz. Und da durften wir ohne Kontrolle passieren (Deutscher Reisepass zahlte sich hier aus) und endlich ging es aufs Schiff.
Endlich auf dem Schiff…
Dann ging alles so schnell, das wir gar nicht richtig mitbekamen, das wir plötzlich im Schiff waren. Wir gingen die lange Gangway längs, bogen auf die kleine gläserne Brücke, zeigten unsere Boardingpässe und hatten auf einmal dicken Teppich unter den den Füßen. Wir wurden vom Empfangs-Personal freundlich begrüßt und gleich zu den richtigen Fahrstühlen geleitet. Das wir uns da schon in der berühmten „Grand Lobby“ vom Schiff befanden, haben ich gar nicht richtig wahrgenommen.
Wir fuhren auf Deck 12 und gingen links in die Gänge. Unsere Kabinen befanden sich etwas „versteckt“ im „odd“-Gang (die liegen etwas hinter einer Wand, an der man vorbeigehen kann). Unsere Koffer standen schon davor, unsere Zimmerkarten bzw. die Bordkarten, die auf dem Schiff gleichzeitig Kreditkarte, Schlüssel und „Schiffsausweis“ sind, steckten an der Zimmernummer in einem Briefumschlag. Kerstins Zimmer ist direkt neben unserem Zimmer.
Unser innenliegender „Stateroom„ hatte 2 Einzelbetten an den Seitenwänden, dazwischen war erstaunlich viel Platz, davor gab es noch einen kleinen Tisch und Sessel, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein Fernseher der bereits mit dem Sicherheits-Video lief.
Am Eingangsflur entlang waren die Kleiderschränke, Schubladen und sehr viel Stauraum (und die Rettungswesten! ). Das Bad ist natürlich klein, aber alles da.
Wir suchten erstmal den versprochenen Sekt. Im Kühlschrank wurden wir fündig. Kerstin kam zu uns rüber, sie hatte ja alleine eine Kabine. Und dann stießen wir auf unsere Reise an. Unsere Reise, über den Atlantik nach Amerika mit einem Oceanliner, auf die wir fast 2 Jahre gewartet haben.
Nun ging es ans auspacken. Die vielen Kleider, die wir abends zu den Events tragen wollten, passten auf alle Bügel. Die Schubladen füllten sich mit Kleinkram.
Nebenbei sahen wir im Fernseher das Sicherheitsvideo. Wir sollten uns dann auch zügig an unserem Evakuierungs-Sammelpunkt treffen. Das wurde vom Bordpersonal kontrolliert.
Unser Kabinen-Stewardt Albino klopfte bei uns an und stellte sich vor. Er würde noch bis Southampton für uns sorgen, dann fliegt er nach 9 Monaten Arbeit nach Hause auf die Philippinen. Und freute sich schon sehr drauf. Unser darauf folgender Steward war sehr nett, stellte sich uns aber nie direkt vor.
Und weil das Schiff ja um 19:00 Uhr auslaufen sollte, entschieden wir uns, heute das Dinner um 18:00 Uhr im Britannia zu Canceln und im Kings Court Buffet Restaurant etwas zu essen. Wir hatten im Vorfeld einen festen Dinner-Termin im Britannia-Restaurant angegeben und uns für den frühen Termin um 18 Uhr entschieden.
… und dann kam alles anders.
Auf dem Weg zum Büffet ließen wir unsere Bordkarten von einem Steward, an unserem besagten Sammelpunkte, für den Fall einer Evakuierung, scannen. So wollten sie überprüfen, das jeder Passagier auch die Sicherheitsvorkehrungen gesehen und verstanden hat.
Das „Kings Court“-Büffet-Restaurant hat viele Stationen mit tollen Gerichten mit Fisch, Fleisch, Gemüse, es gibt Desserts, Eis, Getränke, Salate, Käse und Brot. Für dieses Restaurant muss man sich nicht schick machen und viele nutzen es auch während der Überfahrt, wenn sie es legerer mögen.
Wir suchten uns etwas Gemüse, Fleisch, Brot und Käse – vor Aufregung hatten wir nicht wirklich großen Hunger. Obwohl wir den ganzen Tag wenig gegessen haben.
Und dann kam die Durchsage vom Kapitän Andrew Hall, das die Queen Mary heute nicht mehr aus Hamburg auslaufen kann. Ein anderes Schiff hatte Vorrang.
Das war für uns ein Hammer – denn nicht nur, das wir uns wirklich sehr darauf gefreut haben, die Elbe und Hamburg vom Wasser aus zusehen. Wir hatten auch Freunden und Familie Bescheid gesagt, die jetzt alle am Strand in Altona und Blankenese waren, um uns zuzuwinken und zu verabschieden.
Glücklicherweise hatten wir noch LTE-Netz auf den Handys, so konnten wir allen Bescheid sagen.
Der Hamburger Hafen bei Sonnenuntergang
Wir gingen etwas auf dem Schiff herum und landeten im Lions Pub. Wir fanden einen Platz in den schweren Ledersesseln, mit Blick auf den Hafen. Auf den Schreck mit dem verzögerten Start brauchten wir erstmal einen Cocktail.



2 Bloody Marys und einen Cosmopolitan später suchten wir eine neue Location auf. Auf „unserem“ Deck 12 ist auch der Poolraum, hier gingen wir raus an Deck.
Das Wetter war traumhaft, leichter Wind, Abendsonne, wir konnten den geschäftigen Hamburger Hafen aus nächster Nähe sehen. Etwas tiefer auf dem Pooldeck am Heck mit der Poolbar fanden wir einen Liegestuhl, auf dem wir zu dritt sitzen konnten. Tina holte an der Bar für uns noch einen Weißwein und wir saßen einfach da und genoßen den wunderbaren Sonnenuntergang über Hamburg.
Natürlich machten wir dabei jede Menge Fotos, von den großen Lastenkrähnen, den Flaggen, ein bisschen „Titanic“-Fotos a la Kate und Leonardo, kleine Filme von der Stadtansicht mit der Elb-Philharmonie und telefonierten nochmal mit der Familie am Strand.
Irgendwann wurde es aber kalt und dunkel und auch spät. Und wir gingen auf unsere Zimmer. Kerstin war ja noch erkältet und vor allem sehr früh aus Berlin losgefahren und ging ins Bett.
Tina und ich gingen doch nochmal durch das Schiff, weil wir etwas Hunger hatten. Jetzt legte sich der Streß der letzten Tage etwas. Aber das Kings Court war bereits geschlossen.
Wir fanden beim Bummeln noch das Aussendeck, den gläserneren Aussichts-Fahrstuhl, den Spa- und Wellness-Bereich. Im Lions Pub war viel los und die Stimmung gut. Aber jetzt waren wir auch müde und gingen aufs Zimmer.
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